Hier finden Sie die detailierte Jahreschronik des TSV Fichte Hagen von 1863, die die wichtigsten Ereignisse unserer Vereinsgeschichte zusammenfasst. Von der Gründung im Jahr 1863 über den Erwerb unserer Sportanlagen bis hin zur Kunstrasensanierung sind alle wichtigen Meilensteine in dieser Chronik verzeichnet.
JAHRESCHRONIK DES TSV FICHTE HAGEN 1863 E.V.
Einen schönen Überblick über die Vereinsgeschichte bietet zudem auch der nachfolgende Artikel von Werner Runtemund. Sein Beitrag, der im Hagenbuch 2013 veröffentlicht wurde, befasst sich besonders mit den Ursprüngen des Vereins und ordnet die Gründung unseres Eilper Vereins in den Kontext der allgemeinen deutschen Sportgeschichte des 19. Jahrhunderts ein:
„Heute am Mittwoch, dem 19.August 1863″, so beginnt die Chronik der Eilper Turnerschaft, „war auf Veranlassung mehrerer Turninteressenten im Lokal Steinhauer in Eilpe eine Versammlung anberaumt, in welcher sich diejenigen einfinden sollten, welche für die Gründung eines Turnvereins in Eilpe wären. Der Wortführer der Turninteressenten war Julius Dantz welcher den ungefähr 50 Personen den Sinn und Zweck des Turnens erklärte. An den Schulen in Hagen und Meinerzhagen spielten die Leibesübungen schon eine gewisse erzieherische Rolle. Sie hatte aber im Vergleich zum späteren Jahnschen Turnen, eine ausgesprochene sportliche Note. Im Vordergrund stand das Spiel etwa im Sinne von Friedrich Gutsmuths zur Goethezeit ein namhafter deutscher Pädagoge und Mitbegründer des Turnens.
Initiator der deutschen Turnbewegung, die von Anfang an mit der frühen Nationalbewegung verknüpft war, war dann Friedrich Ludwig Jahn. Sie war unter anderem mit der Zielsetzung entstanden, die Jugend auf den Kampf gegen die napoleonische Besetzung und für die Rettung Preußens und Deutschlands vorzubereiten. Den ersten Turnplatz schuf er 1811 auf der Berliner Hasenheide. Was und wie man über das Turnen in Hagen – Eilpe dachte, wissen wir aus den breit angelegten Aufsätzen des viel gelesenen Hagener Kreisblattes, der späteren Hagener Zeitung. Dieses Blatt, das seit 1814 bestand, wurde von Gustav Butz herausgegeben, einem Nachkommen des Eilper Klingenschmiedes Butz. Ob der Turngedanke in der Zeit vom Ende der Befreiungskriege bis etwa 1840 bei uns in Hagen schon praktisch verwirklicht wurde wissen wir nicht. Aber, dass die jungen Männer in Hagen zu diesem Zeitpunkt sich turnerisch im Sinne Jahns betätigten, ist verbürgt. Doch sie fanden sich noch nicht in Vereinen zusammen. Das hatte seine Gründe. Die Turner wurden seitens der Regierung argwöhnisch hinsichtlich einer staatsfeindlichen politischen Betätigung betrachtet. Das hatte zur Folge, dass sich in unserer Gegend erst gegen Ende der 1840er Jahre die ersten Turnvereine bildeten, und zwar in Schwelm und Witten. Was den jungen Männern in Hagen nicht gelang, das schafften die jungen Mädchen. Im Hagener Kreisblatt vom 6. August 1845 findet sich folgende Anzeige:
„Donnerstag den 7. dieses Monats T u r n ü b u n g“
Diese Anzeige bezieht sich auf eine Gruppe erwachsener Mädchen, die vom Volkschullehrer Flüß jr. gegründet worden war. Ein Schreiben des Hagener Landrates an die Regierung in Arnsberg in dem er fordert „ die Mädchen müssen bei ihren Übungen angemessene Kleidung tragen“ bestätigt diese Angaben.
Im Jahre 1850 wurde im Mai der erste Hagener Turnverein gegründet. Die Stadtverwaltung gab die Erlaubnis den Turnplatz auf der Springe zu benutzen, und zwar in Abstimmung mit den Volksschullehren. Der Turnplatz auf der Springe besaß eine 325 Fuß (etwa 100 m) lange „Rennbahn“, einen Spielplatz von 70×105 Fuß, Anlagen mit Reck, Barren, Pferd, Rundlauf und Klettergerüst sowie einen Platz für Hoch und Weitsprung. Die Stadtväter hatten keinen Zaun errichtet, weil sie meinten, dass dieser sowieso von den Anliegern geklaut und verfeuert würde. So hatte jeder Zutritt und die Anlage begann schnell zu zerfallen. So wenig lebensfähig wie dieser Turnplatz erwies sich auch der Turnverein von 1850. Die turnerische Entwicklung brauchte bei uns noch rund 10 Jahre, um wirklich reif zu sein. Im Jahre 1860 gründete sich ein neuer Hagener Turnverein, der heutige AH 1860. Die Begeisterungswellen für das Turnen machten sich nun auch in Hagen breit. Eine noch größere Begeisterung löste aber das Deutsche Turnfest in Leipzig im Jahre 1863 aus. 20 000 Turner sollen an dem Festzug teilgenommen haben. 200 Recke und Barren und Sprunggeräte wurden zur Durchführung der Wettkämpfe angeschafft. Das waren Superlativen für die damalige Zeit. Die Berichte erschienen im Hagener Kreisblatt in der Zeit vom 3. bis 8. August 1863.
So erfasste die Welle der Begeisterung natürlich auch die Eilper Jugend. Schon am 19. August fand man sich zusammen, um auch in Eilpe einen Turnverein zu gründen. Julius Dantz, der wie eingangs berichtet, die Versammelten über den Zweck des Turnens berichtete, wird gewiss unter den Eindruck dieser Berichte aus Leipzig gestanden haben und den Anwesenden von diesem Feste berichtet haben. Man beschloss die Eilper Turnerschaft zu gründen. Unmittelbar nach der Vereinsgründung fing man mit Reck- und Barrenturnen an. Später wurden ein Pferd und eine Büchse angeschafft. Im Sommer ging es schon ab 6 Uhr früh auf den Platz. Der Platz war eine von einem Eilper Bauern gepachtete Wiese. Man musste früh beginnen damit bis zum Kirchgang die Übungen beendet waren. Die Chronik berichtet, dass die Eilper bereits 1864 an dem großem Gauturnfest in Gevelsberg teilnahmen nahm. Gemeinsam mit den Sportfreunden von AH 1860 marschierte man nach Gevelsberg.
Zehn Jahre später trennte sich der Eilper Turnverein „Eintracht“ von der „Eilper Turnerschaft“. Zurück blieben nur noch 40 Mitglieder mit jahrelangen Sorgen. Die Gründe für die Spaltung des Vereins lagen zweifellos im sozialen Umfeld. Die Eintrachtler vertraten das bürgerliche Element in Eilpe. Sie waren der finanziell gut fundierte „vornehme“ Verein, im Volksmund Stehkragen Verein genannt. Trotz der sozialen Unterschiede bleiben sich beide Vereine irgendwie wesensverwandt, so dass man sich im Jahre 1920 in der schweren Zeit nach dem ersten Weltkrieg im Turn und Sportverein Eilpe wieder zusammen fand. 1883 wurde der Delsterner Turnverein gegründet und zwei Jahre später entstand Germania Selbecke, die 1896 mit der Selbecker Turnerschaft verschmolz. Das bedeutete jedes Mal für die Eilper Turnerschaft hohen Verlust der Mitglieder. Sie mussten für jeden neuen Verein in Eilpe gute Turner abgeben. Im Jahr 1887 wurde in Eilpe die Germania gegründet. Diese Germania leitete eine neue Ära im Hagener Vorort der Klingenschmiede ein. Sie schufen ein dauerhaftes Fundament, auf dem sich die hohen Leistungen Eilper Turnens gründeten.
Um die Jahrhundertwende brachten Eilper Schüler die in Hagen das Gymnasium besuchten, eine neue Sportart mit nach Eilpe, nämlich Fußball. Auf der Postschen Wiese, die an der Hohle Strasse lag, jagten sie mit Leidenschaft dem runden Leder nach. Die Eilper Volksschüler, hatten höheren Schülern das neue Spiel schnell abgeguckt. Kaum der Schule entwachsen gründeten sie auch schon neue Vereine. So entstand der Fußballclub „Adler“ der sich später im Freien Turn -und Spielverein Hagen 96 wieder fand, dem ehemaligen Arbeiter und Turn und Sportverein „Vorwärts“ , oder der FC Eilpe der sich 1911 mit „Westfalia Eilpe“ zum Spiel und Sportverein Eilpe vereinigte. In ihm müssen wir den Ursprungsverein des Eilper Fußballs sehen.
Ein Jahr darauf entstand der Fußballclub Delstern. Doch noch vor dem ersten Weltkrieg verbanden sich die beiden Vereine zum Fußballclub Eilpe – Delstern. Nach dem ersten Weltkrieg erlebte der FC Eilpe – Delstern seine Blütezeit. Blau und weiß waren seine Farben. In der zweiten Hälfte der 20 Jahre spielte die Mannschaft in der Kreisliga es war damals die zweit höchste Spielklasse. Man spielte vor bis zu 3000 Zuschauern! 1928 jedoch viel der Verein auseinander. Meinungsverschiedenheiten, der Verlust älterer Spieler und Geldnot bedeuteten das frühe Ende. Aus den übergebliebenen Spielern gründete im Jahr 1930 sich der Sportclub Eilpe neu, konnte aber nie wieder an den Leistungen des FC Eilpe – Delstern anknüpfen. Aber auch die Germania hatte sich inzwischen der neuen Sportart Fußball angenommen. 1919 wurde im Vereinslokal Depping eine Fußballabteilung gegründet. Der Turn und Spielverein Eilpe von 1863 entsteht.
1920, die Not dieser Zeit schweißt die Eilper Vereine zusammen. Eilper Turnerschaft und Eintracht Eilpe wurden zum Turn- und Sportverein Eilpe 1863. Die sozialen Unterschiede von einst waren vergessen. Sie gehörten der Vergangenheit an. Aus dem alten Turnerbund Germania Eilpe wurde schließlich 1934, im Jahre der so genannten Gleichschaltung der TSC Germania von 1897. So waren von den rund 14 Vorgängern des TSV Fichte ganze zwei Vereine übrig geblieben. Die „Germania“ und der TUS Eilpe.
Mit dem Zusammenbruch Deutschlands 1945 wurde die Auflösung sämtlicher Leibesübung treibender Vereine angeordnet. Am 8.September 1945 trafen sich auf Einladung des Oberbürgermeisters Sasse die Sportinteressenten der Stadtteile Eilpe, Delstern, Oberhagen und Selbecke im Lokal Eicker in der Riegestrasse zu Gründung eines neuen Sportvereins. Zwei Namen standen zur Debatte. 1. Sportverein Eilpe Delstern, 2. Sportverein Fichte Hagen-Eilpe. Mit 60:20 Stimmen entschloss man sich den deutschen Philosophen Johann Gottlieb Fichte anzunehmen. Doch so ganz heimisch haben die Sportler aus Delstern und der Selbecke sich wohl nicht gefühlt. Wenige Jahre später ließen sie ihre Traditionsvereine wieder aufleben. 1951 beschließt eine außerordentliche Mitgliederversammlung den jetzigen Vereinsnamen „Turn und Sportverein (TSV) Fichte Hagen 1863 e.V.“ 66 Jahre später ist aus der Turnerschaft von 1863 ein Sportverein entstanden, der mit rund 1400 Mitgliedern (Stand August 2020) und mit den 11 Abteilungen:
American Sport, Boxen, Basketball, Boule,
Fußball, Hockey, Leichtathletik,
Taekwondo, Tennis, Tischtennis, Turnen und Volleyball
zum zweitgrößten Sportverein in Hagen heranwuchs.