Eine Hagener Basketballgröße tritt ab – Fichte trauert um Fredi Rissmann
12. Dezember 2022

Eine Hagener Basketballgröße tritt ab – Fichte trauert um Fredi Rissmann

Der Hagener Basketball weint. Er war einer der größten Funktionäre des Hagener Sports. Seiner BG blieb er stets treu. Nun ist Fredi Rissmann gestorben.

Dieses Bild ist so unspektakulär und doch ein so prägendes für den Hagener Basketball. Wer in dieser Stadt schon mal einen Ball auf den Korb geworfen hat, wird es wahrscheinlich kennen: Wie Fredi Rissmann beim BG-Freiluftturnier in einem Pavillon sitzt, vor ihm die Turnierkasse und ein paar bunte Rollen Wertmarken. Er sitzt da gemütlich auf einem Klappstuhl, seine Hände liegen zusammengefaltet auf dem Bauch, er grinst und plaudert und genießt die friedliche Turnieratmosphäre.
Wenn Hagens Basketballerinnen und Basketballer einmal im Jahr zusammenkamen, um sich zu verkleiden, zu wetteifern und bis tief in die Nacht zu feiern, dann war Fredi Rissmann voller Glückseligkeit. Er hat für diese Momente gelebt. Seit 1975 war er im Vorstand der BG Hagen, die er mitgründete, im selben Jahr initiierte er das Freiluftturnier. „Vielleicht mach’ ich die 50 noch voll“, sagte Rissmann noch in diesem Frühjahr. Aber dazu wird es nicht kommen. Fredi Rissmann, der ewige BG-Chef, ist an diesem Sonntag, 11. Dezember, gestorben.

Aufhören wollte er nicht

Rissmann war Hagens Mr. Basketball. Er hat die BG Hagen gezeugt, ausgetragen, geboren und erzogen, doch in den vergangenen Jahren musste der Verein meist ohne ihn auskommen. In der Halle oder beim Freiluftturnier war Fredi Rissmann kaum noch. Das hatte aber nichts mit Amtsmüdigkeit zu tun – Rissmann machten mehrere gesundheitliche Probleme zu schaffen. Also delegierte er Aufgaben, und weil er seinen Verein in den richtigen Händen wähnte, kündigte er Jahr für Jahr an, sein Amt niederzulegen. Aber dann wurde Rissmann schwach. „Ein Jahr mach ich noch“, sagte er dann unserer Redaktion, oder „ein BG-Turnier noch“, und durchs Telefon konnte man sein Grinsen hören. Er wusste ja, dass das mit dem Aufhören zum „Running Gag“ wurde.
Rissmann genoss das Vereinsleben und vor allem die Arbeit mit jungen Menschen zu sehr, als dass er seinen Hut genommen hätte. „Wer immer mit jungen Leuten zu tun hat, der bleibt jung, zumindest geistig“, sagte er mal. Zugleich konnte der Basketballverein seine Stärken gebrauchen: Seine Erfahrung, seine Verhandlungsstärke, sein Netzwerk und natürlich sein phänomenal großes Herz für den Basketball in der Region.
Was Fredi Rissmann in fast 50 Jahren erreicht und geschaffen hat, ist im Hagener Basketball beispiellos – als Funktionär, Schiedsrichter, Betreuer, Trainer und Spieler. Als kluger Visionär und entschlossener Macher. In seinen Vitrinen und Schubladen befinden sich zig Auszeichnungen, unter anderem bekam er die Ehrenplakette des Oberbürgermeisters der Stadt Hagen, den Hagener „Sport-Oscar“ und viele funkelnde Ehrennadeln diverser Basketballverbände.
Im Jahr 2004 war es Fredi Rissmann, der als Initiator mit der Zweitligalizenz der BG Hagen den heutigen ProA-Zweitligisten Phoenix Hagen aus der Taufe hob. Ohne ihn würde es Phoenix womöglich nicht geben. Er wusste, dass das, was Phoenix als Nachfolger von Brandt Hagen für die Stadt bedeutete, größer war als seine BG. „Die Jugendlichen auf dem Heuboden brauchen ihre Idole“, sagte Fredi Rissmann damals. Für die neue Organisation BBA Hagen, die die Vereine BG Hagen und BB Boele-Kabel vereint, war der Stahlhändler ebenfalls Feuer und Flamme; an der Gründung beteiligte er sich als Gesellschafter.
Als Vereinschef der BG Hagen, der er seit 1985 vorsaß, hatte Rissmann eine Begabung dafür, gute Leute zu finden und diese langfristig zu binden. Bestes Beispiel: der Basketballer Tome Zdravevski, den er im Dezember 1992 als unbeschriebenes Blatt aus Mazedonien nach Hagen lotste. 30 Jahre später ist Zdravevski immer noch eine Säule des Vereins: Er coacht die erste Mannschaft und das NBBL-Team. „Fredi hat mir einen Lebensvertrag gegeben“, scherzt Zdravevski gerne. Er war bei weitem nicht der einzige Spieler, zu dem der BG-Chef ein gutes Verhältnis pflegte. Fredi Rissmann war ein nahbarer Typ. Er genoss es, mit den Spielern, Trainern und Fans zu feiern, vor allem zu Zweitliga-Zeiten der BG Hagen, als der damalige Feuervogel am Volkspark die Partykneipe der Basketballer war. Von den vielen Mannschaftsfahren der BG ins Sauerland, nach Holland, Mallorca und Litauen hat Fredi Rissmann stets gerne erzählt.

Ein harter Hund

Er konnte aber auch ein harter Hund sein. Rissmann war ehrlich, direkt und hartnäckig. Seine Verhandlungsstärke war gefürchtet. Hin und wieder erschien ein Profispieler in seinem Büro, der sich mit einem Monatsgehalt von – beispielsweise — 800 Mark nicht zufrieden gab, also setzte er sich mit dem BG-Chef an einen Tisch. Fest entschlossen und bereit, ein paar pfiffige Sätze seines Spielerberaters aufzusagen. Zwei Tassen Kaffee später verließ jener Spieler Fredi Rissmanns Büro wieder, und das durchaus zufrieden, weil ihm jetzt klar war, dass 800 Mark im Monat für einen wie ihn doch ganz schön fair sind.
Direkt war Rissmann aber auch, wenn der Hagener Basketball kränkelte, dann legte er den Finger in die Wunde – auch öffentlich. Dabei brauchte er keinen wohlerzogenen Pressesprecher, der ihn daraufhin hinweisen musste, dass dieses oder jenes provozieren könnte. Er ließ es darauf ankommen. Fredi Rissmann hatte seinen eigenen Kopf. Er wird dem Hagener Basketball unheimlich fehlen.

 

Quelle: Westfalenpost Hagen/ Autor: Dominik Brendel

Autor:
Markus

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